Willi Russ – Bildhauer und Keramiker 1888-1974

Sonderausstellung im Egerland-Museum Marktredwitz
vom 14.Juli bis 06.November 2005

Willy Russ – Bildhauer und Keramiker (1888 – 1974)


„Sterbender Pierrot

Ton, gebrannt, farbig glasiert
B 55cm, Tiefe 45, Höhe 45 cm
Leihgabe: Dr. Peter Hochsieder

Willibald Russ (genannt auch Willi, Künstlername Willy) wurde 1888 in Schönfeld im Egerland geboren. Sein künstlerisches Talent sowie ein Stipendium ermöglichten den Besuch der Fachschule für Keramik in Teplitz-Schönau. Nach der Ausbildung im Zeichnen und Modellieren führte ihn der Weg in die Kulturmetropole Wien zum Studium der Bildhauerei an der Kunstgewerbeschule.


Willi Russ

Damit kam Willi Russ ab 1906 in Kontakt mit den damals noch jungen Wiener Werkstätten und deren führenden Persönlichkeiten dieser neuen angewandten Kunst. Mit etlichen größeren Aufträgen wie keramischen Bauplastiken, Fassadengestaltungen oder Denkmälern und dem engen Kontakt zu dem Architekten Ernst Lichtblau avancierte er zu einem gefragten Künstler in Wien. Nach der Heirat mit der ebenfalls künstlerisch begabten Anna Ruppert kehrte er in seine Heimat nach Schönfeld zurück, wo er sich eine keramische Werkstatt einrichtete. In den folgenden Jahrzehnten entstand eine breite Facette von unterschiedlichen Keramiken. Bedeutung erlangten seine Entwürfe für Denkmäler wie beispielsweise die Goethe-Statue in Marienbad. Ob Gebrauchskeramik und Figuren im Stil des Art deco, seine lebhaft glasierten Plastiken, die zahlreichen Kruzifixus- oder Mariendarstellungen oder die derben bäuerlichen und bodenständigen Charaktere der Szenen in den Ofenkacheln: Willi Russ modellierte diese Figuren mit seiner typischen liebenswürdigen, anmutigen und lebendigen Gestaltungsweise.

1946 wurde Willi Russ mit seiner Familie aus dem Egerland nach Unterfranken vertrieben. Bis zu seinem Tod 1974 konnte er aufgrund finanzieller Engpässe und einer gesundheitlichen Einschränkung nicht mehr an seine frühere Schaffensphase anknüpfen.


Stachelschwein“

Ton, gebrannt, farbig glasiert
L 29 cm, B 25cm, H 22 cm
Leihgabe: Dr. Peter Hochsieder

Die Sonderausstellung, die in enger Kooperation mit dem Bezirksmuseum Eger entstanden ist, nimmt Bezug auf das Leben, die Schaffensperioden und die Werke des akademischen Bildhauers und Keramikers Willi Russ. Sie hat im tschechischen nationalen Wettbewerb GLORIA MUSEALIS 2004 den zweiten Preis gewonnen.

Nach einer ersten Präsentation in Eger ist diese prämierte Ausstellung im Egerland-Museum Marktredwitz noch mit weiteren bedeutenden Exponaten bestückt.

Museumspädagogische Aktionen zum weitläufigen Thema „Keramische Arbeiten“ werden angeboten und in der Presse angekündigt.

Volker Dittmar M.A.
Museumsleiter