Wilhelm Hager – Akademischer Bildhauer und Maler
Vom 13. Mai 2022 bis 30. Oktober 2022
Portraitfoto Hager
Wilhelm Hager wird 1921 im böhmischen Karlsbad (Karoly Vary) geboren. 1946 findet er in Illingen (Baden-Württemberg) seine neue Heimat, wo er 2006 verstirbt. Hagers künstlerische Ausbildung beginnt 1935 in der staatlichen Fachschule für Porzellanindustrie in Karlsbad. Wegweisend ist die Begegnung mit Walther Klemm (1883-1957), der damals Professor für Grafik an der Hochschule für Baukunst, bildende Künste und Handwerk in Weimar war. Klemm erkennt Hagers künstlerische Begabung und holt ihn 1937 als Stipendiat nach Weimar. 1939 wechselt er in die Bildhauerklasse der Hochschule für Bildende Künste Berlin. Wegen politischer Differenzen mit seinem Lehrer Arno Breker, der dem NS-Regime nahe steht, verlässt er die Hochschule. Er findet Aufnahme in die Ateliergemeinschaft Klosterstraße bei Käthe Kollwitz. Die dort vorherrschende Richtung des expressiven Realismus wird prägend für den angehenden Bildhauer und Maler.
Selbstporträt
Hager wird im Februar 1941 zum Kriegsdienst eingezogen, 1942 auf die Krim verlegt und im November 1943 bei Charkow in der Ukraine schwer verwundet. Noch rekonvaleszent wird er ab Februar 1944 nach Mailand versetzt. Er erhält den Auftrag „alles Schöne des Gardasees, insbesondere wertvolle Kulturdenkmäler, Skulpturen, Bilder usw.“ für Beiträge des deutschen Soldatensenders zu dokumentieren. In dieser Zeit schreibt er ein Tagebuch, das viele Einblicke in den Menschen und Künstler Wilhelm Hager erlaubt. Auch als Maler ist Hager rund um den Gardasee aktiv. Es entstehen Bilder, die in ihrem freien Malstil nicht der nationalsozialistischen Kunstdoktrin, sondern eher der als „entartet“ geltenden expressiven Malerei entsprechen. Nach einer Auseinandersetzung mit einem Offizier und einer unerlaubten Ausstellung seiner Bilder erhält Hager eine achtwöchige Gefängnisstrafe. Hierbei verschlechtert sich seine Gesundheit erheblich.
Ölgemaelde Weiden
Im Dezember 1944 kommt Wilhelm Hager in ein Übergangslager für dienstunfähige Soldaten. Hier in Illingen lernt er seine spätere Ehefrau Irmgard Kilian kennen. Im Januar 1945 wird Hager aus der Wehrmacht entlassen und begibt sich in seine Heimat, nach Karlsbad. Kurze Zeit später stirbt seine Mutter und das Elternhaus wird bei einem Bombenangriff vernichtet. Im Juli 1945 muss Hager Karlsbad verlassen. Er findet in Bamberg Unterkunft und Freunde, wird Gründungsmitglied der Freien Künstlerunion Bamberg und nimmt an ersten Ausstellungen teil. Im September 1946 heiratet er Irmgard Kilian in Illingen. Hier wird er ansässig und ist fortan als freischaffender Maler und Bildhauer tätig.
„Der Künstler und sein Modell“
Professor Richard Fleissner (1903 – 1989)
ist mit seiner Zustiftung maßgeblich an der Errichtung der Egerländer Kunstgalerie beteiligt. Darauf verweist im Eingangsbereich die Bronzebüste des Stifters, die Wilhelm Hager 1983 schuf.
Bronzebüste Richard Fleissner, 1983
Zunächst beschränken sich seine Erfolge auf Verkäufe in der Schweiz, wo er den einflussreichen Kunsthändler Max Bollag als Freund und Förderer gewinnt. Mit dem 1951 ausgeschriebenen „Württembergischen Kunstpreis der Jugend“ erhält Hager die erste Anerkennung in der neuen Heimat. Der Kontakt zur Stuttgarter Galerie Senatore sowie Aufträge für Kunst im öffentlichen Raum sichern die ökonomische Situation der Familie. Hager verstärkt seinen freien, impulsiven Umgang mit Material, Form und Farbe.
Thomas Mann, 1953
Überregional bekannt wird Wilhelm Hager durch seine Künstler- und Politikerporträts. Prominenteste Beispiele sind die Bronzebüsten von Thomas Mann (1953), Hermann Hesse (1953) und Theodor Heuss (1958). In der Folgezeit experimentiert Hager mit Informeller Malerei und Alusil-Skulpturen. 1961/ 62 organisiert die Mailänder Galerie Vinciana Ausstellungen mit seinen Informellen Aquarellen in Rom, Florenz, Venedig, Turin, Cannes, Paris, London und New York.
Theodor Heuss, 1958
In den 1960er Jahren wird die Familie mit vier Söhnen und einer Tochter vervollständigt. Ein schwerer Schicksalsschlag trifft Wilhelm Hager, als seine Ehefrau Irmgard 1978 stirbt. Zwar hilft sein künstlerischer Schaffensdrang über die schweren Zeiten hinweg, dennoch macht sich vor allem bei der Experimentierfreude der Verlust bemerkbar. 1980 erhält Wilhelm Hager den Kulturpreis für bildende Kunst der sudetendeutschen Landsmannschaft und 1981 die Plakette des Heimatverbands der Karlsbader in Wiesbaden für herausragende künstlerische Leistungen.
Zum Ende seiner Kariere wird ihm 1997 durch die Fachhochschule für Porzellangestaltung in seiner Geburtsstadt Karlsbad (Karlovy Vary) die Ehrenprofessur verliehen.
Ölgemaelde Venedig
In den letzten Lebensjahren erleidet der Künstler einen Schlaganfall und erblindet zunehmend. Seit seinem Tod im Jahr 2006 verwalten Hagers Nachkommen den künstlerischen Nachlass gemeinsam.
Aquarell Akt, 1947
Zum Werk
Wilhelm Hager hinterlässt ein umfassendes und bedeutendes künstlerisches Werk. Er war als Maler und Bildhauer mit einer Vielzahl von Techniken und Materialien vertraut. Die Bandbreite seines bildhauerischen Schaffens reichte von feingliedriger Kleinplastik aus Porzellan bis zu bautechnisch anspruchsvollen Großaufträgen aus Stein oder Bronze.
Alusilskulptur
Auch in der Malerei basierte sein breit gefächertes Können auf einer soliden akademischen künstlerischen Ausbildung. Seine Leidenschaft galt jedoch den Arbeiten, die Schnelligkeit, Temperament und Spontanität erfordern. Ausdrucksstarke Portraitbüsten in Bronze, farbkräftige Aquarelle, informelle Lackbilder, flotte Zeichnungen oder Alusil-Plastiken:
Sie alle zeigen sein außerordentliches Gespür für die Gleichzeitigkeit von Idee und Ausführung.
Arena Verona, 1944
Wilhelm Hagers Gemälden und Skulpturen begegnet man in zahlreichen Sammlungen und an vielen Plätzen im öffentlichen Raum. Durch Aufträge für Portraitbüsten traf er Größen aus Politik und Kultur.
Portraitbüsten von Wilhelm Hager
Zur Ausstellung
Zu sehen sind über 30 Werke. Die Leihgaben stammen aus dem künstlerischen Nachlass von Wilhelm Hager. Im Wesentlichen lassen sich die Exponate in fünf Gruppen gliedern:
Portrait-Büsten in Bronze und Gips
Alusil-Skulpturen
Ölgemälde
Aquarelle
Informelle Lackbilder
Die Kunstwerke stammen aus verschiedenen Schaffensperioden, beginnend mit dem Jahr 1944. Erläutert werden Hagers künstlerische Techniken und kreative Prozesse. Aussagekräftige Archivfotos ermöglichen eine Annäherung an den Menschen und Künstler Wilhelm Hager.
Lackbild
„Wilhelm Hager – Ein Mensch, schöpferisch und hochbegabt – dessen Berufung es war, seine Wahrheit über diese Welt und das Leben in gestaltender Arbeit im Umgang mit Licht, Farben und Formen erkennbar zu machen.“
Hermann Baethge, Illingen 2006
„Wilhelm Hager – Akademischer Bildhauer und Maler“
Eine Ausstellung des Egerland-Museums und der Egerländer Kunstgalerie in Kooperation mit Wilhelm Hager Galerie Museum
vom 13. Mai bis 30. Oktober 2022
Flyer zum Herunterladen.
Die Ausstellung wird gefördert durch:
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag, von 14 bis 17 Uhr
Für Gruppen nach Voranmeldung auch zu anderen Zeiten
Erweiterte Öffnungszeiten nach Ankündigung in den Medien
Kontakt:
Egerland-Museum
Fikentscherstr. 24, 95615 Marktredwitz
Tel.: +49 (0) 92 31 39 07
info@egerlandmuseum.de
www.egerlandmuseum.de