Stahl und Stein IX – Kunstwerk des Monats September 2006
Egerländer Kunstgalerie Marktredwitz
Symbolische Vereinigung der Elemente
Als Kunstwerk des Monats September 2006 stellen wir eine Skulptur des Bildhauers und Malers Toni Eckert (* 1936 Marienbad), Töging am Inn, vor. Die Skulptur trägt die Bezeichnung Stahl und Stein IX, 2005, Höhe 92 cm. Das Kunstwerk steht der Egerländer Kunstgalerie vom Künstler leihweise befristet zur Verfügung.
Die Skulptur besteht aus einer Bodenplatte aus Stahl von 0,60 m² aus der zwei stählerne Stäbe nach oben ragen. Die Stäbe sind unterschiedlich lang und unterschiedlich geformt. Die Länge des großen Stabes beträgt 92 cm, diejenige des kürzeren Stabes 65 cm. Unten auf der Standplatte stehen sie eng beieinander biegen sich dann nach außen und finden nach zwei Dritteln der Gesamthöhe wieder fast ganz zu einander. Der kürzere Stab biegt sich stärker nach außen und wird an der weitesten Biegung schlanker. An seinem Ende nimmt er eine klobige Form an und neigt sich dem längeren Stab so nahe zu, dass er ihn fast berührt. Der längere Stab ist im oberen Drittel verbreitert und läuft nach oben in konischer Form aus. Zusammen bilden die Stahlstäbe eine klammerartige Form. In den durch die Stahlstäbe gebildeten Hohlraum ist ein unbearbeiteter Steinbrocken ( 21 x 18 x 13 cm) so eingefügt, dass er durch die Stahlstäbe eingeklemmt etwa in der Mitte der Skulptur fixiert ist. Neben den beiden Stahlstäben ragt aus der Bodenplatte eine stählerne Spitze mit 20 cm Höhe heraus. Auf der den Stahlstäben zugeneigten Seite ist diese Stahlform gebogen. Die Skulptur ist beim österreichischen Riedersbacher Stahlsymposium 2005 entstanden.
Die Anordnung des Steins im Mittelpunkt der Skulptur hebt den Stein in seiner Bedeutung hervor. Es ist Marmor, der aus dem Adnet südlich von Salzburg nahe dem Vorkommen des berühmten Untersberger Marmors stammt. In seiner unbehauenen Form versinnbildlicht er das Urelement Erde in der besonderen Ausprägung des harten und edlen Gesteins. Die Stahlstäbe deuten auf die von Menschengeist und Menschenhand mit Hilfe des Urelements Feuer geformte Erde in Form von Eisenerz hin. Sie versinnbildlichen das härteste Erzeugnis menschlicher Tätigkeit. Das Zusammenfügen von Gestein und Stahl kann als Ausdruck der menschlichen Existenz auf der Grundlage und in der Abhängigkeit der Erde verstanden werden. Auf diese Aussage könnte auch die von der Vereinigung von Stahl und Stein abgesetzte kleine Stahlspitze quasi als Ausrufungszeichen hindeuten. Der Künstler verbindet mit dem Kunstwerk noch den Gedanken an das seit 1322 im Kampf um die deutsche Königswürde an den König von Böhmen verpfändete Egerland.
Toni Eckert ist 1936 in Marienbad geboren. Nach der Vertreibung gibt es zunächst eine Durchgangsstation in der Sowjetzone, dann begründet er mit seiner Familie eine neue Heimat im Landkreis Altötting Oberbayern. Zunächst lebt er in Mehring, dann in Burghausen. Nun ist Töging am Inn sein Lebensmittelpunkt. Nach dem Abitur am Gymnasium Burghausen in 1957 absolviert er ein Studium des Bauingenieurswesen an der TU München mit Abschluss 1963 als Diplom-Ingenieur.
Anschließend macht er die Ausbildung zum Regierungsbaumeister und erlangt damit die Befähigung zum höheren technischen Staatsdienst. Bis 1970 ist Eckert in der Bayerischen Staatsbauverwaltung tätig, dann bis 1996 in der freien Wirtschaft.
Künstlerisch bildet sich Toni Eckert schon frühzeitig mit Zeichnung, Malerei, Druck, Monotypie und Bildhauerarbeiten mit Holz aus und ist als Künstler tätig. Bis 1980 entstehen Ideeskizzen und Reiseskizzen sowie Plakatentwürfe. Ab 1980 nimmt er an mehreren Fort- und Weiterbildungskursen in Arbeitskreisen und Ferienakademien bei namhaften Künstlern mit Schwerpunkten im Zeichnen und Malerei (Aquarelle, Acryl, Öl und Dispersionsfarben) teil. Ferner entstehen in dieser Zeit Holz- und Linolschnitte, Radierungen und Monotypien. Der Künstler beschäftigt sich auch mit Arbeiten in Holz und Speckstein. Neben gegenständlichen Arbeiten entstehen zunehmend gegenstandslose und abstrakte Werke.
Ab 1983 ist Toni Eckert Mitglied bei der Radiergruppe Höltemann und einige Jahre bei der Gruppe INDIGO. Seit 1999 beschäftigt sich Eckert mit der Lithographie. Es entstehen Arbeiten in der Druckwerkstatt des Kulturmodells Passau. Seit 2002 nimmt Eckert an den jährlichen mehrwöchigen Stahl-Symposien im Kraftwerk Riedersbach in Oberösterreich, dem internationalen Zentrum der Stahlkünstler, teil. Dabei entstehen eigene Skulpturen. Seit 2004 führt der Künstler Kunstaktionen mit Grund- und Hauptschulen in seiner Region durch, bei denen Objekte durch Bearbeitung und Bemalen von Holz ausgeführt werden. Im Juli 2006 führt Toni Eckert in der Grenzenlosen Gartenschau Marktredwitz-Eger (Cheb) eine Kunstaktion mit Schülerinnen und Schülern der Fichtelgebirgsrealschule Marktredwitz durch, bei der das Egerländer Kunstobjekt in dem Marktredwitzer Teil der Gartenschau entsteht.
Toni Eckert ist seit 2001 Mitglied im Arbeitskreis Egerländer Kulturschaffender e. V. (AEK). Seit 1980 nimmt der Künstler an Ausstellungen teil, auch in Frankreich Tschechien, Ungarn und Österreich. Seit 1992 hat er Einzelausstellungen in München, Mühldorf, Neumarkt St. Veit, Burghausen, Pfarrkirchen, Hinterschmiding und Grafenau. Im Februar 2006 findet eine Einzelausstellung in der Rathausgalerie Burghausen statt. Eine Beteiligung an der Kunstausstellung des AEK im Oktober 2006 in Marktredwitz und Elbogen (Loket) ist geplant.
Hans-Achaz v. Lindenfels