Geschichte zum Anfassen – Mittelalterliche Schreibwerkstatt

Museumspädagogisches Projekt im Egerland-Museum

Geschichte zum Anfassen –  Mittelalterliche Schreibwerkstatt im Egerland-Museum Marktredwitz

Das Egerland-Museum Marktredwitz lud am 11. September im Rahmen der „”Notthafft-Sonderausstellung”“ Kinder und Jugendliche ein, in einer mittelalterlichen Schreibwerkstatt selbst mittelalterliche Texte herzustellen.

Die Ferienzeit war noch nicht vorbei, trotzdem waren die sechs Teilnehmerinnen im Alter von neun bis 14 Jahren früh aufgestanden, um sich im Egerland-Kulturhaus zu einem museumspädagogischen Workshop der ganz besonderen Art einzufinden.

Was versteht man eigentlich unter „Mittelalter“? Wer konnte überhaupt schreiben? Welche Materialien und Farben standen dem Schreiber in der mittelalterlichen Werkstatt zur Verfügung? Auf  diese und noch viel mehr Fragen sollten die Mädchen in dem vierstündigen Workshop eine Antwort finden. Die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen des Egerland-Museums, Patricia Wagner M.A. und Heike Faltenbacher, machten zusammen mit den Kindern eine Entdeckungsreise in die Welt von mittelalterlichen Dichtern und Mönchen.

Im ersten Teil der Schreibwerkstatt (Scriptorium) wurden die Teilnehmerinnen anhand von Filmen und Arbeitsbögen mit der Theorie der Tinten-, Farb- und Buchherstellung vertraut gemacht. Pergament und Papyrus konnte erfühlt und erschnuppert werden. Die Mädchen bestaunten Jahrhunderte alte Schriften aus dem Bestand des Egerland-Museums.

Im zweiten Teil konnten die Kinder eigene, praktische Erfahrungen mit den Schreibwerkzeugen des Mittelalters gewinnen. Zwar mussten zur Pergamentgewinnung keine Kälber mehr geschlachtet werden, die beiden Mitarbeiterinnen hatten Elefantenpapier mitgebracht, aber die sechs erkannten schnell, wie aufwändig das Schreiben ist, wenn man sein Material nicht im Geschäft kaufen kann: Schlehentinte wurde selbst gekocht, mit Federkielen geschrieben und Initialen gezeichnet. Die Farben und Tinte rührten die Mädchen aus ungiftigen Mineralien und Pflanzen an.

Mit selbst gemachter Tinte und mittelhochdeutschen Liedern im Hintergrund brachte es aber umso mehr Spaß, eigene Urkunden bunt zu gestalten. Als Vorlage dienten Gedichte und Rezepte von mittelalterlichen Schreibern. Auch ein Buchrücken aus Holz wurde gebaut und verziert. Am Ende konnten die fertigen Schriften der Teilnehmerinnen zu einem Buch (Codex) gebunden werden, das im Egerland-Museum ausgestellt werden wird.

Da mittlerweile auch die Eltern neugierig geworden sind, plant das Egerland-Museum in naher Zukunft ebenfalls mittelalterliche Schreibwerkstätten für Erwachsene anzubieten.

Marktredwitz, den 12.09.06

Patricia Wagner M.A., wissenschaftliche Mitarbeiterin,
Heike Faltenbacher, wissenschaftliche Mitarbeiterin

Kontakt:
Egerland-Museum
Fikentscherstraße 24
95615 Marktredwitz
Tel. 09231 / 3907
Fax. 09231 / 5264
E-Mail: info@egerlandmuseum.de

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag, 14.00 bis 17.00 Uhr
Montags geschlossen