Osterratschen
“Geborgen und verborgen” – April 2009
Osterratschen und Aufpeitschruten – Von Osterbräuchen im Egerland
„Mit der Palmkatzenweihe am Palmsonntag begann die Osterzeit, mit der Erstkommunion am Weißen Sonntag endete sie.“
Künstlerpostkarte von Gustav Zindel
„Frohe Ostern“ (Inv.Nr. 9014)
Im Egerland war die Osterzeit geprägt von den verschiedensten Bräuchen. Wirft man einen Blick in das Depot des Egerland-Museums, dann erzählen Osterratschen, Rumpelkästen und Aufpeitschruten von diesen alten Osterbräuchen. Erinnerungen werden wach vom letzten Läuten der Glocken am Gründonnerstag, vom grünen Essen (Brunnenkresse-Salat, Brennnessel-Salat) an diesem Tag, vom Ratschen in den Kartagen, von der Anbetung am heiligen Grab, von der Auferstehungsfeier, vom Eierpeitschen am Ostermontag und von vielem mehr.
Rumpelkasten (Inv.Nr.225) und Osterratsche (Inv.Nr. 226)
Das Osterratschen der Buben war ein straff durchorganisierter Brauch. Am Gründonnerstag verstummten zum Zeichen der Wehmut und Trauer über den Kreuzestod Christi die Glocken und der Orgelklang in der katholischen Kirche. Während der Abwesenheit der Glocken ersetzten im Egerland „Ratschenbuben“, auch „Klappara“ oder Schnarrnboum“ genannt, das Glockengeläute durch das Lärmen ihrer aus Holz gebauten Ratschen, Rumpeln, Kästen oder Schubklappern. Dreimal zogen sie täglich ratschend und rumpelnd durch das Dorf, um die Gläubigen früh, mittags und abends zum Gottesdienst zu rufen. Der Stolz eines jeden Buben war es einen Ratschenbock zu besitzen. Aber auch unter diesen hölzernen Lärmgeräten gab es eine strenge Hierarchie. Träger von Handratschen und Klappern genossen weniger Ansehen, wie die meist größeren Jungen, die mit „Kuhmäulern“ und Ratschenböcken im Zug standen. Als Lohn für diese „Arbeit“ sammelten die Jungen dann von den Dorfbewohnern am Karsamstag Gaben und Geldgeschenke ein, die sie untereinander je nach Leistung aufteilten.
Wer erinnert sich noch an das „Aufpeitschen“ am Morgen des Ostermontags? In den dem engeren Egerland benachbarten Gegenden um Karlsbad und Falkenau spielte der “Schlag mit der Lebensrute“ eine wichtige Rolle. Mit einer aus sieben gelben Weiden geflochtenen Rute ging es los zum „Aufpeitschen“. Wichtig war es, sich früh morgens auf den Weg zu machen, erzählt ein Egerländer, denn „faule Aufpeitschbuben kriegten nichts mehr“.
Geschmückte Weidenrute zum “Aufpeitschen“ (Inv.Nr. 229)
„Rote, rote Eier raus,/ eins, zwei, drei raus/ bin der kleine König/ gebt mir nicht zu wenig/ lasst mich nicht zu lange steh`n/ muss a Häusel weiter geh`n“ – so lautete einer der typischen Heischesprüche. Waren Mädchen im Haus, wandelte man den Spruch ab: „Rote, rote Eier raus, sonst peitsch` ma eure Mädchen aus“. Wurde ein Mädchen erwischt, dann gab es tatsächlich einige Schläge mit der Weidenrute. Nach dem Auspeitschen kamen die Jungen mittags reichlich beschenkt nach Hause. „90 bis 120 Kronen, 50 bis 60 Eier, Orangen, Schokolade und Wurst“ hatte man da oft zusammen.
In Acht nehmen mussten sich aber beim „Aufpeitschen“ die Sparsamen, die den Peitschern nichts zukommen lassen wollten. Ein Zeitzeuge erinnert sich an einen Dorfbewohner, dessen Geiz man mit einem auf das Scheunendach gestellten Mistwagen bestrafte.
Es gibt noch viele Egerländer Osterbräuche, die leider in Vergessenheit geraten sind.
Wie vielen ist es noch bekannt, dass in manchen Gegenden des Egerlandes nicht der Osterhase, sondern der Hahn die Eier brachte. Der Osterhahn legte am Gründonnerstag die mit Zwiebelschalen und Zichorienpapier gefärbten Eier in die vorbereiteten Nester.
Oder wer kennt noch das Ansetzen einer Ostersaat? Weit verbreitet war im Egerland das Ansetzten einer Ostersaat. Etwa zehn Tage vor Ostern setzte man in eine flache Schüssel oder Teller Getreide, Gerste oder Hafer an und stellte die Saat in die Sonne. Die gefärbten Eier verschenkte man dann in der schnell keimenden Saat.