Momente des Südens – Radierungen und Gemälde von Robert Reiter

„Momente des Südens – Radierungen und Gemälde von Robert Reiter“

Eine Sonderausstellung in der Egerländer Kunstgalerie vom 10. Juli bis zum 2. November 2009

Bilder von der Vernissage am 9. Juli 2009

Der Künstler und Kunsterzieher

Ein bekannter oberfränkischer Künstler hat seine familiären Wurzeln im Egerland: Seine Eltern stammen aus Putschirn (Počerny) und Janessen (Jenišov) im Kreis Karlsbad. Nachdem sein Vater berufsbedingt umziehen musste, wurde Robert Reiter 1932 in Preßburg (Bratislava) in der Slowakei geboren. Nach der Vertreibung absolvierte er seine Schulzeit am Gymnasium in Neustadt in Mittelfranken und sein Studium an der Akademie der Bildenden Künste in München. Unter anderem hatte er engen Kontakt zu Oskar Kokoschka in Salzburg. Bis 1995 wirkte Robert Reiter als Kunsterzieher im Schuldienst in Coburg. Nebenberuflich engagierte er sich in den Jahren 1970 bis 1990 als Initiator und Leiter des Gerätemuseums in der Schäferei Ahorn.

Palatin in Rom
Kaltnadelradierung mit Monotypie, 2000
60 x 40 cm

Die thematischen Schwerpunkte in seinen Acrylgemälden, Lithografien und Radierungen legt Reiter auf Landschafts- und Städteansichten. Die Motive findet er überwiegend in der heimatlichen Region und in den alten Kulturlandschaften der Mittelmeerländer. In seinen Ausstellungen versucht der Künstler auch das Interesse der einheimischen Besucher des jeweiligen Ausstellungsorts für die eigene Landschaft und die Denkmalpflege zu wecken. Dies gelingt dadurch, dass er Motive aus der Umgebung aufgreift und subjektiv in seiner persönlichen künstlerischen Sprache umsetzt. Der Künstler selbst formuliert dies folgendermaßen:

„Ich möchte den Lebensspuren früherer Generationen nachgehen, in Fluren und Bauten. Die Schwere des Vergangenen, das bis in die Gegenwart hineinragt, aber auch den Duft der momentanen Erscheinung möchte ich in der Gestik meiner Linien und Farben so direkt wie möglich dem Betrachter vor Augen stellen: Als eine Botschaft von Zauber und Vergänglichkeit dieser Welt“.

Robert Reiter ist ein sehr engagierter und international wirkender Künstler. Jährlich gibt es zwischen zehn und zwölf seiner Ausstellungen im In- und Ausland zu sehen, unter anderem in Spanien, Frankreich, Belgien oder Italien.

Reiters Ausstellung in der Egerländer Kunstgalerie

In der Egerländer Kunstgalerie präsentiert sich der Künstler mit der Ausstellung „Momente des Südens – Radierungen und Gemälde von Robert Reiter“. Zum einen ist ein Ausschnitt seines grafischen Werkes zu sehen. Zum anderen werden Gemälde vorgestellt, die einen ungewöhnlichen Trägerstoff besitzen. Unter dem Titel „Momente des Südens“ befasst sich der erste Ausstellungsteil mit Radierungen, für die als Motive vor allem Gebäude aus der römischen Antike dienen.

Auf antikem Terrain, Aidone auf Sizilien
Kaltnadelradierung mit Monotypie, 2000
40 x 60 cm

An den bis heute erhaltenen imposanten Ruinen und ihrem Formenvokabular orientierten sich bereits die Baumeister der Renaissance- und Barockzeit. Seit der Romantik und darüber hinaus bis heute weist man diesen Ruinen einen hohen symbolischen und malerischen Gehalt zu.

Barockes Hofinterieur am Dom von Syrakus
Kaltnadelradierung mit Monotypie, 2000
40 x 60 cm

Auch Robert Reiter ist diesem Charme verfallen. Seine Radierungen sind keine Auflagendrucke, bei denen ein Blatt dem anderen gleicht. Die Vervielfältigung des üblichen Druckbildes ist für Robert Reiter zu wenig. Ihn reizt nicht nur der Umgang mit der Kaltnadel, sondern vor allem das Spiel mit den Variationen sowie die Prise Zufall, Überraschung und Risiko beim Anlegen der Zusatzeffekte. Seine Radierungen sind vielmehr Unikate, da jeweils vor dem Drucken die bereits geritzte und eingefärbte Platte individuell weiter behandelt wird. Robert Reiter fügt zusätzlich graue und schwarze Flächen hinzu, wischt wiederum Lichter heraus, was dem fertigen Druck einen gemäldeähnlichen Charakter verleiht. Eine genaue Wiederholung ist nicht möglich. Es entsteht ein einmaliger Druck: Eine Monotypie.

„Ich male meine Landschaften gern auf altes Sackgewebe…“

so könnte man von Robert Reiter selbst treffend formuliert den zweiten Teil der Ausstellung betiteln.

Umbrisches mit Hügel
Acrylmalerei auf Sackgewebe, 2002
110 x 80 cm

Die Gewebestruktur vielfach benutzter und gealterter Säcke aus Lagerhäusern regt die Fantasie des Künstlers an. Aufschriften mit schablonierten Buchstaben lassen das Herkunftsland eines alten Transportsacks erraten: „Chilesalpeter, Guanodünger oder Sämereien aus Tunis. Meist wurden die Säcke für andere Transporte weiter verwendet. Letztendlich dienen sie Robert Reiter als großformatige Leinwand, aufgezogen auf einen hölzernen Keilrahmen. Auf erdtonig braunen, abgewetzten, geflickten, gestopften und von Falläpfeln fleckig gewordenen Geweben entstehen Landschaftsdarstellungen in Acryl. Aufgrund ihrer Geschichten bedeuten diese alten Säcke für Robert Reiter etwas Kostbares:

„Vor einigen Jahren kam ich durch langes Nachfragen in einem Lagerhaus in den Besitz von 2000 nicht mehr verwendeten Säcken. Auf einem voll beladenen Lastwagen kamen sie in meine Werkstatt. Jedes Mal wenn ich die Transportverschnürung eines Sackstapels löse, beginnen die befreiten Säcke zu erzählen oder besser gesagt Erinnerungen bei mir zu wecken: An die Kindheit im Krieg, an das Fluchtgepäck in Säcken, an improvisierte Rucksäcke, wo sich harte Gegenstände herausbeulten, an die Kartoffelernte oder an meine Zeit als Hütebub, als mir mein Großvater gegen den Regen einen dichten Zuckersack umhängte“.

Olivenhain in Baēna
Acrylmalerei auf Sackgewebe, 1996
60 x 80 cm

Der Künstler belässt das blanke Stoffmaterial ungrundiert, zumal eine tastbare Erhebung in der Fläche, beispielsweise durch einen Flicken oder eine wulstartige Naht verursacht, schon Landschaftselemente suggerieren. Einige spartanisch gemalte Helligkeiten für den „Himmel“ oder „spiegelndes Wasser“ lassen zusammen mit dem unbemalten Rest die Illusion von Raum und Landschaft entstehen. Auf diese Weise gewachsene Bilder erinnern an „Landschaften des Südens“, an offene und karge Fluren von Ländern des Mittelmeers – ganz im Gegensatz zum „ewigen Grün“ unserer mitteleuropäischen Breiten.

Die Ausstellung „Momente des Südens – Radierungen und Gemälde von Robert Reiter“ ist vom 10. Juli bis zum 2. November 2009 im Egerland-Kulturhaus zu sehen.
Die Vernissage findet am Donnerstag, den 9. Juli 2009, um 19:00 Uhr statt.

Volker Dittmar M.A. und Robert Reiter