Hinterglasbild
“Geborgen und verborgen” – Mai 2008
Ein Hinterglasbild aus dem Depot des Egerland-Museums
Das Besondere an Hinterglasbildern ist zunächst einmal ihre Herstellungstechnik. Im Gegensatz zur Tafelmalerei wird die Farbe auf die Rückseite einer Glastafel aufgetragen. Das so entstandene Bild betrachtet man jedoch auf der Vorderseite. Das bedeutet, dass der Maler spiegelverkehrt denken und arbeiten muss. Die Reihenfolge des Farbauftrags ist dementsprechend umgekehrt: Zunächst werden die Konturen und Schatten gemalt, dann folgt die Körperfarbe und schließlich der Hintergrund.
In zunehmendem Maße schmückten ab der Mitte des 16. Jahrhunderts mit dem Beginn der Gegenreformation sakrale Gegenstände zunächst die besser gestellten katholischen Haushalte. Ab dem 18. Jahrhundert entwickelte sich in ländlichen Gebieten, so auch im Egerland, die Stubenecke zum „Herrgottswinkel“. Zur privaten Andacht war er meist mit mehreren Heiligenbildern ausgestattet. In den Waldgegenden entstand im Umkreis der Glashütten, die Tafelglas herstellten, eine hausindustrielle Hinterglasmalerei. Dabei produzierten viele Familien in Arbeitsteilung große Stückzahlen von religiösen Motiven, wie einzelne Heilige, Heiligengruppen, Namenspatrone oder Szenen aus dem Leben und Leiden Christi. Ortsansässige Schreiner lieferten die passenden schlichten Bilderrahmen. Der Vertrieb erfolgte über Verleger, die die zerbrechliche Ware mit Pferdefuhrwerken, Karren oder „Kraxenträgern“ auf die Märkte oder zu bestimmten Wallfahrtsorten schickten.
Qualitätvolle Hinterglasbilder wurden im 19. Jahrhundert in großer Anzahl wohl auch in Haberspirk (bei Falkenau) gemalt. Kennzeichen der Haberspirker Hinterglasbilder ist die feine Grisaille-Malerei („Grau-in-Grau-Malerei“) sowie der gemalte kartuschenartige Rahmen mit in Gold radierten Eckfeldern.
Das hier vorgestellte Hinterglasbild mit dem dunklen Biedermeierrahmen (Höhe 30cm, Breite 24 cm) stammt aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Es zeigt die Heilige Margaretha von Antiochia mit den Attributen Kreuz und Drachen und der Aufschrift „S. Margareth“.
Ein bedeutender Sammler von Hinterglasbildern war der Arzt Dr. Raimund Schuster aus Zwiesel im Bayerischen Wald. Vor einiger Zeit konnte aus seiner Sammlung über den Förderverein des Egerland-Museums ein Konvolut von 12 Hinterglasbildern aus dem Egerland erworben werden, darunter auch das hier vorgestellte.