Der Dienst am Kurgast

“Geborgen und verborgen” – März 2010

Der Dienst am Kurgast

Ein funktionierendes Kurgewerbe war auf eine Schar von Hilfskräften angewiesen. Hunderte von saisonal Beschäftigten fanden während der Kursaison in den böhmischen Bädern eine Stellung. Sie arbeiteten als Kaffeemädchen und Köche, als Zimmermädchen und Portiers, als Pferdeburschen und Oblatenverkäuferinnen, als Blumenfrauen und Fiaker. Der Bädertourismus stellte für einen Großteil der einheimischen Bevölkerung der umliegenden Gegenden eine wichtige Existenzgrundlage dar. Viele von diesen Saisonkräften waren Frauen. Hoteliers und Besitzer von Logierhäusern beschäftigten gern die ortsansässigen Zimmermädchen, denn man hielt sie für kräftiger und arbeitswilliger als fremdes Personal. Zudem waren die Lohnkosten bei einheimischen Personal geringer. Wirtschaftlich abhängig vom Bädertourismus, mussten die Beschäftigten die schlechten Arbeitsbedingungen wie lange Arbeitszeiten und geringes Einkommen akzeptieren.

Als Beispiel für den Dienst am Kurgast steht ein Dokumenten-Neuzugang des Egerland-Museums. Er gibt einen guten Einblick in das Leben des Dienstmädchens Theresia Müller in den 20iger Jahren.

Theresia Müller (1. von rechts) im Kreise des Dienstpersonals der Villa Steinsberg, Franzensbad, um 1920

Der Sammlungsbestand umfasst zahlreiche Fotografien, Arbeitszeugnisse und ein Dienstbotenbuch.

Theresia Müller wurde 1901 in Amonsgrün, Bezirk Marienbad geboren. Sie verbrachte ihre Kindheit und Jugend in ihrem Elternhaus in Amonsgrün. Ihr Vater betrieb dort eine kleine Landwirtschaft und besserte das geringe Familieneinkommen mit gelegentlichen Maurertätigkeiten auf.

Mit einem Eintrag aus dem Jahr 1919 beginnt das Dienstbotenbuch von Theresia Müller. Blättert man durch das Büchlein, erfährt man mehr von ihren Stellungen als Zimmermädchen, Küchenmädchen oder Mädchen für alles in den Franzensbader und Marienbader Kurhotels.

Auszug aus dem Dienstbotenbuch der Theresia Müller, 1919/1920

Ein Dienstzeugnis von 1920, ausgestellt von der Hausbesitzerin Dora Steinsberg, beschreibt ihre Tätigkeit als Küchenmädchen in der Villa Steinsberg mit den Worten: ” (…) war treu, geschickt und unermüdlich fleißig und von besten Betragen.” Ein weiteres Arbeitszeugnis aus dem Jahr 1929 vom Kurhaus Hubertusburg in Marienbad lobt ihre Tätigkeit als Stubenmädchen: “Sie hat in dieser Zeit Ihren Dienst stets mit besonderen Fleiss, Sauberkeit und Ehrlichkeit versehen und hat sich besonders durch ihr freundliches, williges Wesen volle Zufriedenheit erworben. Sie verlässt den Posten wegen Säisonschluss gesund und lohnbefriedigt.”

Hochzeitsbild von Theresia Müller und Franz Ferdinand Stingl, 1930

Theresia Müller heiratete 1930 den Hoferben Franz Ferdinand Stingl aus Miltigau. Zu diesen Zeitpunkt gab sie ihre Stellung als Dienstmädchen auf und war von nun an nur noch als Hofbäuerin tätig. 1946 wurde sie mit ihrem Sohn Willibald wie viele andere aus dem Egerland vertrieben. Nach einigen Jahren im Lager in Deiningen, Kreis Nördlingen, fand sie schließlich mit ihrer Familie eine neue Heimat in Nördlingen. 1982 verstarb Theresia Stingl, geb. Müller.

Carola Reul, M. A.

Öffnungszeiten:

Dienstag bis Sonntag, von 14:00 bis 17:00 Uhr

Über den Krippenweg vom 26.12.2009 bis 06.01.2010:

Montag bis Sonntag, von 10:00 bis 18:00 Uhr

Geschlossen am 24. und 25.12.2009 sowie am 31.12.2009