„Der Marktredwitzer Maler Hans Zeitner”

Kunstausstellung der Egerländer Kunstgalerie

 Aus Heimat wird Kunst – Der Maler Hans Zeitner“

vom 30. März bis 01. Juli 2012

Bilder von der Eröffnung am 30. März 2012

„Immer bin ich bemüht gewesen,
mich ehrlich und ganz für die Kunst einzusetzen
und freue mich, dass ich mit einigen Pinselstrichen
zum gegenwärtigen Kunstschaffen beitragen konnte.“
Hans Zeitner, 1976

Es war ein bewegtes Leben, im Schatten der Weltkriege, das mit Liebe zur eigenen Heimat, zur Natur und zur Familie gemeistert wurde: Hans Zeitner (1903-1979) gilt nicht nur auf dem Gebiet des Malens als Künstler. Schon in der Kindheit bemerkte man seine Vorliebe für Zeichnungen und Bilder. Bis ins hohe Alter legte er den Zeichenstift nicht aus der Hand. Durch diese unermüdliche Hingabe an die Kunst hat uns der Marktredwitzer Maler ein umfassendes Lebenswerk hinterlassen: Ein wahres Bilderbuch, in dem wir durch die Augen eines begnadeten Zeichners sehen dürfen: Seine Familie, seine Kameraden, Menschen in und um Marktredwitz, ferne Gebirgszüge und heimische Landschaften in Aquarell, Kreide, Kohle, Bleistift oder Öl. Wer das simple Werk eines Kleinkünstlers erwartet, der irrt. Hans Zeitners Werke fanden schon zu Lebzeiten weit über seine Heimat hinaus Anklang: Mit seiner Kunst begeisterte er Menschen von Chemnitz bis München, von Marktredwitz bis Frankreich. Und die Kunst begeisterte ihn. Seinem Stil blieb er trotz des großen Erfolgs treu: Mit einem wunderbaren Blick für Details und Farben suchte er Landschaften und Menschen, um sie originalgetreu abzubilden. Er verstand es, sie in einer Momentaufnahme festzuhalten. Kurzum: „Aus Heimat wird Kunst“.

Der Öffentlichkeit weitgehend verborgen geblieben ist ein„Familienschatz“: Künstlermappen mit unzähligen hochwertigen Aquarellen und Zeichnungen in unterschiedlichen Techniken. Diese Werke umfassen die Schaffenszeit von Hans Zeitner über Jahrzehnte hinweg bis zu seinem Lebensende im Jahr 1979.

Blick auf die Kösseine vom Steinwald aus
Aquarell, nach 1950

Marktredwitz und Umgebung – Eine Tour mit dem Zeichenblock

„… Am 29. September 1903 wurde ich
in der Kleinstadt Marktredwitz
als das siebente Kind meiner Eltern geboren,
dem noch vier Geschwister folgten.“

Hans Zeitner war Zeit seines Lebens in Marktredwitz zuhause: Hier wurde er geboren, hier wuchs er auf, hier heiratete er und hier starb er schließlich. Er kannte diesen Ort, seine Menschen und Eigenheiten, malte immer neue Seiten seiner Heimat, nahm den Zeichenblock und Malkasten mit in Stuben, Gärten, Landschaften oder Dörfer. Hans Zeitner besaß die Gabe, die Schönheit des Alltäglichen aufzuzeigen.

Der Weißenbach bei Poppenreuth
Aquarell, nach 1950

Mit Staffelei und Palette im Gepäck

„… Aufgewachsen in einem bäuerlichen Anwesen,
konnte sich mein Vater von den Tieren nicht trennen.
Zur Futterbeschaffung mußten wir Kinder viel beitragen
und so wurden uns Feld, Wiese und Wald
und alles was sich dort vollzog, ja Inhalt unseres Lebens.“

Hans Zeitners Atelier war die freie Natur: Oft brach er zu Wanderungen auf, begleitet von Staffelei, Farbkasten und Skizzenblock. Als Künstler suchte er stets interessante Landschaften, Bauwerke und Menschen, deren Stimmungen und Charakterzüge. Er wollte Alltag und Umgebung so darstellen, wie sie ihm „ungeschönt“ begegneten. Selbst Schnee und Kälte hielten ihn nicht ab, an der frischen Luft zu malen. Eines seiner liebsten Motive war zweifellos der Kösseinestock und seine Umgebung. Aber auch benachbarte Ortschaften, Landstriche in unterschiedlichen Jahreszeiten oder Gewässer in Fichtelgebirge oder Steinwald kann das ortskundige Auge, dank dem sorgfältigen, detailgetreuen Stil gut erkennen.

Portrait einer alten Frau
Bleistiftzeichnung, um 1940

„Glück im Unglück“ – Kriegsgefangenschaft in Frankreich

„Für mich ist es ein großes Glück gewesen,
dass ich als Sanitäter nach Chamonix am Montblanc
in ein Kriegslazarett kam, wo ich auch 1944
in Gefangenschaft gekommen bin.
Auch hier leuchtete mir ein gütiger Stern.
Als ich im Auftrag der Lagerverwaltung
eine Baracke als Kirche gestalten mußte,
besichtigte sie nach der Fertigstellung
ein bekannter französischer Architekt aus Annecy.
Er holte mich in sein Atelier, wo ich ihm
bei vielen Aufträgen behilflich sein konnte.“

Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs 1939 führte dazu, dass auch Hans Zeitner in den Krieg ziehen musste: Fünf Jahre fort von der Heimat, von denen er zwei Jahre in französischer Kriegsgefangenschaft im Lager von Annecy verbrachte. Zum Glück konnte er hier das tun, was seiner künstlerischen Berufung nahe kam. Nachdem man sein Talent entdeckte, wurde er als „Dekorateur“ und „Ausstatter“ nach Schloss Chamonix abkommandiert. Später arbeitete er als Zeichner bei einem Architekten. Aus dieser Zeit sind Bilder von Hans Zeitner erhalten. Auch nach dem Krieg brach der Kontakt nach Frankreich nicht ab: Die Bilder, die er einer französischen Familie überließ, werden dort in höchsten Ehren gehalten. Ein reger Briefkontakt, der von Zeitners Tochter aufrechterhalten wird, pflegt das gute Verhältnis.

Historische Ortsansicht von Marktredwitz-Dörflas mit Kösseine im Hintergrund
Aquarell, nach 1950

Familienportraits in Kohle und Rötel

„… Trotz der großen Kinderzahl
und den damit verbundenen Sorgen der Eltern,
möchte ich meine Kindheit glücklich nennen.
Wir waren ein zufriedenes, lustiges Völkchen…“

Hans Zeitner war immer für seine Familie da. Schon als sein Vater starb, gab er das ersehnte Kunststudium auf, um für seine Mutter und Geschwister zu sorgen. Später, als er eine eigene Familie gründete, wurde seine Tochter Ingeborg für den stolzen Vater zum bevorzugten Modell: Ob beim Planschen, Spielen oder friedlich schlafend, Hans Zeitner malte seine Tochter über viele Jahre hinweg. So konnte er ihr später eine Mappe voller Bilder schenken, die Frau Ingeborg Schott bis heute wie einen Schatz hütet. Selbst in hohem Alter hörte Hans Zeitner nicht auf, seine Familie zu malen: Inzwischen Großvater, zeichnete er jetzt auch seine Enkelinnen. Die Zuneigung wird erwidert: Auch heute, über 100 Jahre nach seiner Geburt, ist die Familie stolz auf „ihren“ Hans Zeitner.

Männerportrait
Aquarell, um 1935

Als Maler hochbegabt

Hans Zeitner absolvierte eine Lehre als Porzellanmaler, war Graveur und stieg zum Dekorentwerfer in der Porzellanindustrie auf. Neben seinem Beruf fand er Zeit und Muße, sich als Autodidakt der geliebten Malerei zu widmen. Schon bald erregte er als begabter Maler bei Sammlern, Galeristen und Kunstprofessoren hohe Beachtung.
So erhielt Hans Zeitner das Angebot, in die Meisterklasse an der Kunstakademie in München einzutreten. Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs machte diese Chance zunichte. Nach dem Kriegsende begann sein neuer künstlerischer Lebensabschnitt.

Er besuchte auf seinen Reisen renommierte Kunstmuseen in Rom oder Paris und studierte zahlreiche deutsche, holländische oder flämische Meister. Ob Dürer, Cranach, Rembrandt, van Gogh oder Leibl: Sie alle sind in Zeitners „Handschrift“ zu spüren. Als Mitglied der Münchner Künstlergenossenschaft war er wiederholt bei Ausstellungen im Haus der Kunst in München vertreten. 1974 wurde ihm eine Einzelausstellung im Egerland-Kulturhaus zuteil. Mit einem besonderen Ölgemälde aus dem Jahr 1949 ist Hans Zeitner in der Egerländer Kunstgalerie vertreten. Es stellt eine alte Egerländerin in ihrer originalen Tracht dar. Dieses Bild hat geradezu symbolischen Wert, war doch Marktredwitz über 475 Jahre staatspolitisch mit Eger verbunden. Darüber hinaus ist Marktredwitz nach der Vertreibung für viele Egerländer zur neuen Heimat geworden. Hans Zeitner ist außerdem wie kein anderer Künstler von seiner unmittelbar an das Egerland angrenzenden Landschaft geprägt. Somit ist es nicht verwunderlich, dass gerade Kunstliebhaber aus unserem „Kulturraum Fichtelgebirge und Steinwald“ von seinen Motiven fasziniert sind. Weil er sich keinem zeittypischen Kunststil unterwerfen wollte, ist er sich und seinem Kunstverständnis gegenüber immer treu geblieben. Wer sein Werk studiert, der erkennt Zeitners typische Malweise, was sich sicherlich positiv auf den Marktwert seiner Bilder auswirkt. Und so kann man damals wie heute durchaus stolz sein, einen „echten Zeitner“ im Wohnzimmer hängen zu haben.

Bauernhof in Manzenberg
Aquarell, nach 1950

Danksagung

Der Tochter, Frau Ingeborg Schott, und den Enkelinnen des Künstlers gilt unser großer Dank. Sie stellten dankenswerter Weise ihren einzigartigen Fundus mit Werken von Hans Zeitner für diese Ausstellung zur Verfügung. Des Weiteren möchten wir uns herzlich bei der Galerie Brömse in Franzensbad (Františkovy Lázně) für die partnerschaftliche und fachliche Zusammenarbeit bedanken. Für die Förderung des grenzüberschreitenden Ausstellungsprojekts geht der Dank an die Europäische Union (Ziel 3) und an das Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen.

Die Ausstellung „Aus Heimat wird Kunst – Der Maler Hans Zeitner“ ist vom 30. März bis zum 1. Juli 2012 im Egerland-Kulturhaus zu sehen.

Gefördert von
der Europäischen Union
Ziel 3/ INTERREG IV A
über die Euregio Egrensis

Kontakt:

Egerländer Kunstgalerie
Fikentscherstr. 24, 95615 Marktredwitz
Tel. 0049 (0) 92 31 / 39 07

info@egerlandmuseum.de
www.egerlandmuseum.de

Öffnungszeiten:

Dienstag bis Sonntag, von 14:00 bis 17:00 Uhr
Sonderzeiten nach telefonischer Anmeldung