Bildnis Norbert Hochsieder – Kunstwerk des Monats Mai 2002

Egerländer Kunstgalerie Marktredwitz

In der Schausammlung der Egerländer Kunstgalerie können insgesamt drei Porträt-Plastiken gezeigt werden. Zu ihnen gehört die Plastik Bildnis Norbert Hochsieder, 1951, Terrakotta bronziert, Höhe 35 cm, von Waldemar Fritsch. Der Porträtierte ist der in Marienbad geborene Künstler Norbert Hochsieder, mit dem Waldemar Fritsch befreundet war.

Der wegen seiner besonderen Hingabe zum Modellieren mit Porzellan bekannte Waldemar Fritsch arbeitete mit vielfältigem Material, mit Bronze, Terrakotta, Steinzeug und Holz. Ein gewisser Schwerpunkt lag bei Büsten international bekannter Persönlichkeiten. Darunter die Beethoven-Pianistin Elly Ney, Eva und Horst Faber, Richard Graf Coudenhoven Kalergi. Mit Norbert Hochsieder wird ein hoch angesehener bildender Künstler porträtiert, dem Fritsch in guter Freundschaft und Verehrung zu getan war. Norbert Hochsieder wird als „Altmeister des   Expressionismus“ unter den Egerländer Künstlern bezeichnet. Er war International anerkannt. Er war 1878 geboren also eine Generation älter als Fritsch. Er hatte in Dresden, Berlin, Paris und Prag studiert und war viel gereist Er beteiligte sich an Ausstellungen in Paris, London, Prag, Wien, Dresden und München. Viele seiner Werke sind von internationalen Galerien aufgekauft worden. Er war Gründungsmitglied des Metzner-Bundes und Ehrenmitglied des Verbandes der Bildenden Künstler in Bayern. Nach der Vertreibung lässt er sich in Ansbach nieder. Dort ist er Nestor der Künstler-Vereinigung “Die Barke” und guter Freund des Modelleurs und Bildhauers Waldemar Fritsch. Er starb 1958 in Ansbach.

Auch bei dieser Plastik wird deutlich, dass Fritsch kein Anhänger von irgendwelchen Trends in der Kunst oder von “-ismen” ist, obwohl auch dieses Bildnis eine hohe Expressivität bekundet. Mir scharfkantiger Strenge und mit ausstrahlender Phantastik bedient er sich der Ausdruckmittel um das Innerste – die Seele seiner Schöpfung – zu offenbaren. Das ist Ihm auch bei Norbert Hochsieder in hohem Maß gelungen. Der neugierige und aufnehmende Blick zusammen mit den sympathischen Gesichtszügen, die zugleich Entschlossenheit und Vorwärtsstreben ausstrahlen, nimmt gefangen und legt wichtige Elemente der Persönlichkeit offen. So wird uns ein sehr einprägsames Bildnis eines bedeutsamen Künstlers des Egerlandes, der Spuren in Europa und nach der Vertreibung auch in München und Ansbach hinterlassen hat, überliefert.

Waldemar Fritsch wird 1909 in der Porzellan-Stadt Altrohlau als Sohn des letzten Fiakers von Karlsbad geboren. In 1924/25 macht er eine Ausbildung als Dreher und Modelleur in der Porzellan-Fabrik Viktoria in Altrohlau. Von 1926 bis 1929 besucht er die Staatliche Porzellan-Fachschule in Karlsbad, in der er Schüler von Adolf Hegenbarth ist. Anschließend besucht er die Keramik-Abteilung der Kunstgewerbeschule in Prag. 1931 erhält er ein Stipendium der Deutschen Gesellschaft für Wissenschaft und Künste in Prag. In den Jahren 1935-1938 ist er als Assistent an der Staatsfachschule für Keramik und angewandtes Kunstgewerbe in Teplitz-Schönau, der ältesten Schule dieser Art in Böhmen, tätig. Er arbeitet dann als Inspektor der Sudetendeutschen Fach- und Kunstschulen und wird schließlich als Professor für Fachzeichnen und Plastik an die Staatliche Fachschule für Porzellan in Karlsbad berufen.

Mit dem Naziregime gerät er in Konflikt, weil er sich den Bestrebungen zur Gleichschaltung in der Kunst widersetzt. 1942 erfolgt deshalb Inhaftierung und Berufsverbot durch die Reichskulturkammer. 1943 wird Fritsch zur Wehrmacht eingezogen und macht Kriegsdienst bis zum Kriegsende. Nach der Vertreibung übersiedelt er 1946 nach Ansbach. Dort erhält er den Auftrag, die Tradition der ehemaligen Ansbacher Fayence-Manufaktur neu zu beleben. Er leitet dann in den Jahren 1949 bis 1953 die freie Kunstschule in Ansbach. Als freischaffender Künstler arbeitet er mit den bekannten Porzellanfabriken zusammen, so auch mit der Porzellanfabrik Rosenthal in Selb. 1977 erhält er den Kulturpreis der Stadt Ansbach. Er stirbt 1978 in Ansbach-Eyb. Das Exponat ist eine Leihgabe des Museums Ostdeutsche Galerie Regensburg.

HAvL.


Leider befindet sich bisher kein Gemälde von Norbert Hochsieder im Besitz der Egerländer Kunstgalerie, das in der Schausammlung gezeigt werden könnte.