Balzender Pfau – Kunstwerk des Monats Februar 2004
Egerländer Kunstgalerie Marktredwitz
Die Tiere als wichtiger Teil des menschlichen Umfelds
Mit der Kleinplastik Balzender Pfau, um 1950, Bronze, Höhe 40 cm, von Seff Weidl wird als Kunstwerk des Monats eine der Bildhauer-Arbeiten vorgestellt, die zu einer Reihe von Tierdarstellungen des Künstlers gehört. Von diesen Arbeiten befinden sich insgesamt drei in der Schausammlung der Egerländer Kunstgalerie.
Das Erscheinungsbild des Pfaus ist in der Plastik weitgehend reduziert. Der Künstler verfährt also auch bei seinen Tierdarstellungen wie bei seinen Darstellungen des Menschen mit einer ausgeprägten Reduktion auf das Wesentliche. Dabei wird das Figürliche nicht vollständig aufgegeben.
Bei dem balzenden Pfau kommt dabei die aufgeplusterte Selbstdarstellung als der maßgebliche Ausdruck der Körpersprache voll zur Geltung. Mit diesem Gehabe setzt sich der Pfau in Szene um seinen Hennen gegenüber zu imponieren. Mit diesem Imponiergehabe präsentiert er sich auch gegenüber den Menschen, denen er begegnet. Die aufgestellten Federn machen aus dem sonst eher zierlichen Vogel eine voluminöse Erscheinung, die durch die Größe des Federbusches und durch die glitzernde Pracht der Federn imponiert. Dem Künstler gelingt es, diese Eigenschaften durch das Abstrakte der Form sichtbar zu machen. Die farbliche Pracht kommt durch die Ziselierung der Fläche des Federbusches voll zur Geltung. Damit wird das Wesentliche des Pfaus überzeugend zur Geltung gebracht. Die Formensprache vermittelt das Imposante und das damit verbundene Gehabe des, Pfaus, also seine Körpersprache überzeugend zur Geltung.
Mit seiner vertieften Beschäftigung mit der Tierwelt spürt der Künstler der Umwelt des Menschen, der im Mittelpunkt seines künstlerischen Schaffens steht, nach. Diese Umwelt ist für ihn eine Formenwelt, die Ähnlichkeit mit der des Menschlichen aufweist. So erhalten die Tierdarstellungen zugleich einen Bezug zu den Menschen. Bei der Plastik Balzender Pfau geschieht dies wohl in der Weise, dass die Ähnlichkeit des tierischen Imponiergehabes mit dem des Menschen überdeutlich wird. Damit erhält die Darstellung zugleich eine besonders geartete Vitalität und Symbolik. So bildet auch diese Plastik einen wichtigen Bestandteil im Schaffen des Künstlers.
Seff Weidl ist 1915 in Eger geboren und 1972 in Inning am Ammersee verstorben. Er studiert von 1936 bis 1938 an der Akademie der Bildenden Künste in München. Seine Studien führen ihn nach Frankreich und Italien. Nach Kriegsdienst, Gefangenschaft und Vertreibung lässt er sich in Kreuth am Tegernsee als freischaffender Künstler nieder. Er unternimmt Reisen in Europa und nach Afrika und Amerika. Bereits 1948 macht er seine erste Ausstellung mit dem Kunstverein in Stuttgart. 1950 erwirbt das Institut of Art in Chikago eine seiner Skulpturen. Er ist dann ständiger Gast in der Galerie Kleemann in New York und arbeitet für das Monterey Institut of Foreign Studies in California.
1955 erhält Weidl den Förderpreis für Bildende Kunst der Sudetendeutschen Landsmannschaft. Er stellt in München,Frankfurt und Basel, aber auch in San Francisco und anderen Städten in den USA aus. Seff Weidl ist in dieser Zeit der am meisten beschäftigte Bildhauer in der Bundesrepublik. Er schafft Skulpturen für öffentliche Plätze und Gebäude in vielen Städten der USA und in den deutschen Städten Bonn, Bremen, Essen, Friedrichshafen, Hannover, Hamburg, Köln, Lübeck München, Nürnberg, Regensburg und Ottobrunn. In Westerland auf Sylt stattet Weidl eine katholische Kirche mit Plastiken aus. 1968 verlegt Weidl sein Atelier nach München-Unterhaching, dann 1971 nach Inning am Ammersee, wo er im Alter von nur 57 Jahren verstirbt. Seff Weidls Mosaiken, Großplastiken, Glasfenster und seine Kleinplastiken befinden sich in bedeutenden Kunstsammlungen. Seff Weidl ist einer der bedeutendsten bildenden Künstler aus dem Egerland, der mit seinen Werken einen wichtigen Beitrag zur modernen Kunst geleistet hat.
Hans-Achaz v. Lindenfels